Newsletter im Dezember 2015

Liebe Freunde, liebe Klienten, liebe Seminarteilnehmer, liebe Leser und Lehrer,

das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich möchte mich an dieser Stelle bei euch allen bedanken.

Danke für eure Liebe, euer Vertrauen, eure Bereitschaft und eure Unterstützung. Als kleines Dankeschön, sende ich euch heute eine etwas andere Weihnachtsgeschichte.

Medard ist ein kleines Dorf im Nordpfälzer Bergland. Es liegt zwischen Wiesen und Feldern weitab von größeren Städten. Als ich noch klein war, gab es hier viele Bauernhöfe. Die Bauern kannten einander, trafen sich häufig um sich auszutauschen oder feierten zusammen unsere Kirmes und das Heimatfest. Die Kinder gingen vormittags gemeinsam in die Dorfschule und spielten nachmittags auf den Höfen oder auf den Wiesen.

Ich liebte unseren alten Nachbarn, den Bauern Paul Schweitzer, da er zwei alte Ackergäule besaß und sein ganzer Bauernhof ein einziges Abenteuerland für mich war. Die Hand von dem lieben alten Bauern war soooo groß wie unsere Pfanne zuhause. Sie war schrumpelig und überzogen mit Schwielen und Hornhaut. Er hatte weiße Haare und einen dicken buschigen Schnurbart. Ab und an hob er mich auf den Rücken von Bella oder Flora, die beiden Gäule und ich war das glücklichste Kind der Nordpfalz. Sie hatten ein grünes schweres schmiedeeisernes Hoftor und wann immer das Tor einen Spalt weit offen war, huschte ich über die Strasse und war in meinem Abenteuerland. Die Bäuerin, Frau Schweitzer, rief mich oft in ihre Küche, wenn sie mich sah. Auch hier fand ich es spannend, ihr zuzusehen, was sie alles zubereitete. Sie trocknete Apfelspalten und Pflaumen, sie weckte die Gurken ein und sie backte wunderbare Weihnachtsplätzchen. Dann roch es schon draußen nach dem leckeren Gebäck.

Doch mit der Zeit änderte sich das Dorfbild immer mehr bis schließlich nur noch ein Bauernhof übrig war. Als die Kinder größer wurden verließen viele von ihnen unser Dorf, um anderswo eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten.

Als sie selber dann eigene Kinder hatten, kamen viele von ihnen zurück und bauten die Bauernhöfe um. Meist wurden die Grundstücke eingezäunt und jede Familie hatte vor ihrem Haus ihren eigenen Spielplatz. Die Dorfschule wurde ebenfalls geschlossen und mit der Zeit auch die Bäckereien und die Lebensmittelläden, denn in der nächsten Stadt entstanden größere Einkaufszentren, wo man alles in einem Laden bekam.

Die Kinder wurden meist mit dem Auto in die Schule gefahren. Sie kannten einander kaum, weil sie meist erst spät nachmittags nach Hause kamen und sich dann ihre eigenen Schulfreunde mitbrachten. Meistens spielten die Kinder im eigenen Garten, aber manchmal, wenn es ihnen zu langweilig wurde, lockte es sie zum Bauernhof vom Bauern Fritz. Er war der einzige Bauernhof, der noch übrig geblieben war.

Auch meine jungen Freunde, Dani und ihr Bruder Basti waren neugierig und schauten sich die Tiere von außen an. Dann kamen drei ältere Jungen vorbei. Die Jungen gingen auf sie zu und lachten laut „Na, ihr Wickelkinder! Habt ihr noch nie ein Huhn gesehen?“ Dani war sehr erschrocken, so dumm angesprochen zu werden und wusste nicht, was sie sagen sollte. „Der alte Fritz sperrt Euch in den Stall, wenn er Euch hier sieht“, sagte einer der Jungen weiter. „Der spinnt nämlich! Also macht dass ihr hier wegkommt!“ Dani und Basti hatten Angst und liefen schnell nach Hause zu ihren Eltern.

Beim Abendbrot erzählten sie ihren Eltern, was ihnen beim „Alten Fritz“ passiert ist. Diese sagten daraufhin: „Wir möchten auch nicht, dass ihr euch da rum treibt. Diese Familie ist schon ein wenig komisch, irgendwie passen die gar nicht in unser Dorf. Sie leben zwischen umherlaufenden Hühnern und Kuhfladen und haben eine gigantische Unordnung. Außer mit ihren Tieren reden sie mit niemandem.“
Dani und Basti schauten sich verwirrt an und Dani meinte: „Aber ihr redet ja auch fast mit niemandem. Wann sprecht ihr schon mal mit unseren Nachbarn?“ Die Eltern antworteten: „Das ist etwas anderes. Wir haben so viel zu tun und uns fehlt einfach die Zeit.“ So dachte wohl fast jeder im Ort. Keiner wollte mit den Menschen auf dem Fritz-Hof auf eine Stufe gestellt werden. Die ehemaligen Bauernhofkinder hatten es geschafft, sich ein anderes Leben aufzubauen und meinten nun „etwas Besseres“ zu sein.

Als der Winter kam, saßen die Familien fast nur noch im Haus. Kurz vor Weihnachten begann es, sehr stark zu schneien. Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht schneite es. Am nächsten Morgen schimpften die Erwachsenen, weil sie soviel Schnee schippen mussten und nicht wussten, wie sie mit dem Auto zur Arbeit kommen sollten. Die Straßen waren nicht geräumt und die Autos kamen nur im Schneckentempo voran. Aber es schneite immer noch weiter. In der Nacht kam dann ein richtiger Schneesturm auf. Der Schnee wurde von den Feldern und Wiesen ringsum teilweise meterhoch aufgetürmt und dazu schneite es heftig weiter.

Als die Eltern von Dani und Basti am nächsten Morgen die Tür öffneten, glaubten sie ihren Augen nicht. Der Schnee lag bis auf Brusthöhe in ihrem Hof. Es gab kein Durchkommen. Nicht einmal zum Schuppen konnten sie gehen. Überall lag Schnee. Der Vater schlüpfte schnell in seine Cordhose und zog sich Gummistiefel an. Er kletterte auf den Schneewall vor der Haustüre und sank gleich darauf ein. Mühsam arbeitete er sich zum Eingangstor vor.
Von den Hecken und Sträucher in den Vorgärten war nichts mehr zu erkennen. Sie waren eingeschneit.

Als kleines Mädchen hatte ich mir dies oft gewünscht. Dani und Basti waren vor Freude fast außer sich und jubelten, da sie nicht zur Schule mussten. Kein Bus konnte mehr fahren und die Schulen waren alle geschlossen. Die Eltern hofften, dass es bald aufhörte zu schneien. Es würde ja so schon sicher einen halben Tag oder länger dauern bis die Räumfahrzeuge bei ihnen ankommen würden. Da es keinen Bäcker und kein Lebensmittelgeschäft mehr gab, mussten alle Dorfbewohner mit ihren Vorräten auskommen. Es war still draußen und weiß. Der Schnee reichte über die Fensterbänke im Erdgeschoß.

Plötzlich hörten sie alle ein Geräusch. Sie gingen in die erste Etage und öffneten das Fenster um zu sehen, was los war. Das Geräusch kam aus der Richtung des Bauernhofes. Es dauerte nicht lange und dann sahen sie den alten Fritz auf einer Schneefräse. Er räumte die Hauptstrasse und danach alle anderen Nebenstrassen. „Wie gut, dass wir den alten Fritz haben“ meinte der Vater. „Obwohl alle Bewohner ihn ziemlich ausgegrenzt haben und keiner mit ihm was zu tun haben wollte, hilft er nun uns allen. Keiner kaufte Eier und Milch bei ihm, jeder fuhr lieber in den Supermarkt. Ich schäme mich, denn ich habe auch nicht viel mit ihm gesprochen. Er war immer so anders…….“ Bauer Fritz räumte alle Strassen in dem kleinen Dorf. Selbst die steile Kirchenstrasse räumte er mit seiner Schneefräse. Alle gingen gemeinsam raus und buddelten einen kleinen Weg bis zur Strasse.

Der Vater grüßte die Nachbarn und meinte: „Ich bin dem Bauern Fritz sehr dankbar, dass er das für uns getan hat. Wir waren so ablehnend zu ihm.“ Die anderen Nachbarn fanden das nicht so aufsehenerregend. „Sicher hofft er, dass wir jetzt zu ihm kommen und seine Hofprodukte kaufen. Das hat er doch bestimmt mit Berechnung getan“, meinte Frau Schulz von gegenüber. Der Vater schüttelte nur den Kopf und sagte zu uns: „Kommt, wir gehen zum Bauer Fritz, nehmen eine Flasche guten Wein mit und bedanken uns. Wir sollten ihm sagen, dass wir uns über seine Straßenräumung freuen. Und vielleicht können wir wirklich mal fragen, ob er Milch und Eier hat. Sicher wird er im Moment auch nichts los und wir können gut etwas zu Essen gebrauchen.“

So gingen sie also mit den Eltern zu dem nahe gelegenen Bauernhof. Bauer Fritz war damit beschäftigt, den Schnee von seinem Hof in der Umgebung zu verteilen. Er wunderte sich, als er die Vier auf sich zukommen sah. Als sie sich bei ihm bedankten, wurde er gar ein bisschen rot im Gesicht. Er verkaufte ihnen gerne Milch und Eier und meinte: „Der Wagen von der Molkerei kommt bei diesem Wetter sicher nicht hier durch. Wir können die Milch nicht alle selber verarbeiten.“ So nahm die Familie gleich noch einen Kanister voll mit. „Dann werden wir nun besonders viel Milch trinken“, meinte die Mutter von Dani und Basti. „Übrigens“, meinte Frau Fritz, die gerade aus dem Haus kam, „wir haben säckeweise Mehl in der Scheune stehen. Ich könnte Brot backen für Sie und auch die anderen Dorfbewohner, weil… im Moment kommt ja niemand hier weg“ Die Familie fand das richtig toll, dass sie hier frisches Brot bekommen könnten, befürchteten aber, dass die meisten Dorfbewohner wohl zu stur wären, auch hierherzukommen. Da würde mancher lieber versuchen mit seinem Konservenvorrat über den Tag zu kommen, als Hilfe von dem Bauer Fritz anzunehmen. „Danke“ sagte die Mutter, „für uns gerne. Wir werden jeden zweiten Tag bei Ihnen Brot kaufen. Damit können Sie rechnen!“ Alle waren sehr froh und dankbar. Mit Hilfe des Bauern Fritz würden sie nicht in einen Versorgungsengpass kommen, zumindest was das Essen betraf.

In den nächsten Tagen schneite weiter. Der Schneefall war zwar nicht mehr so stark, aber es gab viel Sturm, der den Schnee überall hinwehte. Doch kaum einer traute sich fort. Die Strasse war spiegelglatt, denn die Temperatur lag bei Minus 5 Grad. Zu Fuß kamen sie mit Wollsocken über den Schuhen mühsam voran. Die meisten Bewohner hatten ihre Einkäufe für die Weihnachtstage noch nicht erledigt, sie hatten auf die steigenden Temperaturen gewartet. Dieses Glatteis machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

“ Was machen wir den jetzt?“ fragten sie einander und niemand wusste eine Lösung. Außer die Familie von Dani und Basti, die schauten sich unbesorgt an und sagten: „Wir gehen morgen zum Bauer Fritz und werden ihn fragen, was er noch an Vorräten hat.“ Der Bauer hatte tatsächlich genug Gemüse und Fleischvorräte, von denen er gerne etwas verkaufte. Als die Nachbarn sahen, dass sie ihre Einkäufe vom Bauernhof auf einem Schlitten heimfuhren, fingen viele an nachzudenken.

Der Bauer Fritz „existierte“ ja eigentlich gar nicht mehr für sie und jetzt konnten sie doch nicht so einfach über ihren Schatten springen und um Hilfe bitten. Das war ihnen so unangenehm, dass sie es vorzogen das Weihnachtsfest mit einem spärlichen Mahl zu feiern.

Frau Fritz aber hatte am nächsten Tag, es war der Tag vor Heilig Abend, an die Dorfbewohner gedacht, die hier alle eingeschlossen waren und sich nichts kaufen konnten. Sie beschloss für alle Bewohner ein großes Brot in Herzform zu backen. An jedes Brot befestigte sie einen kleinen Zettel mit der Aufschrift: „Wir wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und sind gerne mit unseren Lebensmitteln behilflich! Ihre Familie Fritz.“

Die Menschen waren sehr erstaunt, die Brotnachricht von Dani und Basti an der Haustür überreicht zu bekommen. Keiner musste mehr lange überlegen.
Wenig später stand eine Menschentraube auf dem Bauernhof beim „Alten Fritz“. Die Kinder spielten mit den Katzen und streichelten die Schafe. Frau Fritz verteilte warmen Kakao und frisch gebackenen Gewürzkuchen und die Menschen kauften Lebensmittel für die Weihnachtstage ein. Alle kamen miteinander ins Gespräch, redeten über die eigene Kindheit und fanden es plötzlich gut in ihrem eigenen Dorf wieder zusammengefunden zu haben. Und plötzlich…..war der Bauer nicht mehr fremd, sondern einer von ihnen 😉

***

Ich wünsche uns allen, dass dieses Weihnachten ein besonderes Fest des Lichtes und des inneren persönlichen Friedens sein wird.

Möge das Jahr 2015 sich besonders herzlich verabschieden. Und möge das kommende neue Jahr 2016 ein fröhliches, glückliches Jahr werden, in welchem der Friede und das persönliche Wohlergehen an erster Stelle stehen.

Mein Wunsch ist, dass die Menschen, egal aus welchem Kulturkreis sie kommen, mehr und mehr in einem respektvollen, wertschätzenden Miteinander Gemeinschaft leben können. Denkt an den „alten Fritz“.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesegnetes und ruhiges Weihnachtsfest und einen wundervollen Abschluss dieses ereignisreichen Jahres.

Weihnachtliche Grüsse aus Trier zu Dir und Dir und Dir da draußen

Silvie

Kraftquelle Mensch

 

Silvie Hunsinger

Kalenfelsstrasse 3a

54290 Trier

Tel: 0651/ 994 50 20

www.kraftquelle-mensch.de

 

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